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Rheinische Musikschule

Japan zu Gast: Flötenklänge aus zwei Welten

„Hättet Ihr Lust, mit einer Gruppe japanischer Flötist*innen zusammen ein Konzert zu geben?“ Mit dieser Frage überraschte uns die Leiterin unseres Querflötenensembles „Luftküsse“, Hildegard Schuhenn-Weinig, an einem Probenabend im März. Ihrem strahlenden Gesicht war sofort anzusehen, dass wir uns auf ein tolles Projekt würden freuen können, und so übertrug sich ihre Begeisterung ganz schnell auf unsere ganze Gruppe. Ja, wir hatten Lust darauf! Wir waren gespannt, die Shinobue-Flöte kennenzulernen, ihre Klangvielfalt zu erleben und mit den japanischen Gästen zusammen zu musizieren.

 

Zunächst aber galt es, unseren eigenen Teil des geplanten Gemeinschaftskonzerts am 16. Mai vorzubereiten. Wir sichteten bekannte Literatur und erarbeiteten uns einige neue Stücke. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Vorfreude auf das deutsch-japanische Konzert sehr positiv auf unsere Konzentration und Spielfreude auswirkte. Bestimmt wurde sogar zu Hause mehr geübt – von mir kann ich es sicher sagen… Von Dienstag zu Dienstag wurden wir sicherer und der Klang unseres Zusammenspiels überzeugender. Bei der Generalprobe im Kammermusiksaal des Humboldt-Gymnasiums staunten wir dann über die wunderbare Akustik, die so manches noch viel besser klingen ließ.

 

Da es im Vorfeld nur wenige Absprachen mit der japanischen Gruppe gegeben hatte, waren wir wirklich gespannt, als um 17:00 Uhr das Konzert begann. Die Japanerinnen trugen traditionelle Kimonos und spielten auf ihren Flöten vorwiegend japanische Stücke. Der Klang der Shinobue-Flöte ist für unsere Ohren ungewöhnlich, aber reizvoll. Sehr beeindruckt hat mich, dass fast alle Musikerinnen ca. 20 Minuten, auch längere solistische Passagen, auswendig darboten.

 

Im zweiten Teil des Konzerts spielten wir dann eine repräsentative Auswahl unseres Repertoires. Hildegard Schuhenn-Weinig hatte sieben Stücke unterschiedlicher Epochen und Richtungen ausgewählt. Von Mozart bis Händel, vom „Spanish Love Song“ bis „Alley Cat“ von Frank Bjom wurde unsere Darbietung vom Publikum mit viel Applaus bedacht.

 

Ein Höhepunkt des Konzerts war sicher der Auftritt des Meisters Hiroyuki Koinuma, der mich und viele Anwesende mit dem Klang seiner Shinobue-Flöte bezauberte. Besonders beeindruckend war der Moment, als er spielend den Konzertsaal verließ und die verklingenden Töne im Saal immer leiser werdend zu vernehmen waren. „Das war schon ein Gänsehaut-Moment“, meinte eine Freundin.

 

Zum Abschluss trafen deutsche und japanische Musiker*innen auf der Bühne zusammen und spielten das japanische Lied „Mother’s song“ sowie eine kurz gesetzte Fassung der „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven: Ein sehr gelungenes Ende des Konzerts, und die Freude über den deutsch-japanischen Musikabend mit Flötenklängen aus zwei Welten war auf allen Seiten groß. Begleitet vom Applaus des Publikums packten alle sehr glücklich ihre Instrumente ein.

 

Unsere japanischen Gäste ließen es sich nicht nehmen, uns nach dem Konzert zum Essen einzuladen. Die Begegnung mit den Japanerinnen (bis auf den Meister waren alle Ensemblemitglieder Frauen) war überaus herzlich. Auf unserem Spaziergang zum Restaurant und Brauhaus „Wagenhalle“ begleitete uns ein grandioser Regenbogen, über den wir uns schon gemeinsam freuten. Mit Händen und Füßen, gebrochenem Englisch, ein wenig Spanisch und verschiedenen Übersetzungs-Apps tauschten wir uns beim Essen über unsere Musik, unsere Arbeit und über unsere Leben aus. Sicher haben wir nicht immer alles richtig verstanden und so manches Mal wurde ein überraschter und fragender Gesichtsausdruck unserer Tischnachbarinnen einfach durch ein freundliches Lächeln abgelöst.

 

Bevor die japanische Gruppe nach Frankfurt weiterreiste, wurden wir sogar noch mit einigen Shinuboe-Flöten beschenkt. Auch Mail-Adressen wurden getauscht – die ersten Nachrichten sind bereits zwischen den Kontinenten hin und her geschickt worden. Vielleicht war das Projekt „Japan zu Gast“ der Rheinischen Musikschule der Anfang entfernter Freundschaften, denn wir haben gespürt, dass Musik verbindet.

 

Es war also wirklich ein rundum tolles Projekt, in dem die Musik sicher die Hauptrolle spielte, wundervoll begleitet durch viele persönliche Eindrücke und Begegnungen.

 

Wie schön wäre es, zu einem Gegenbesuch nach Japan aufzubrechen oder aber weitere Musikgruppen aus aller Welt begrüßen zu können! Vielen Dank an alle, die diesen unvergesslichen Abend ermöglicht, vorbereitet und mit viel Engagement begleitet haben! Danke Hildegard!

 

Vielen Dank an Sybille Leienbach, Mitglied der "Luftküsse", dem Erwachsenen-Flötenensemble der Rheinischen Musikschule, die uns diesen außergewöhnlichen Besuch geschildert hat.